Düfte, oder was hält mein Magen aus…
Um 8.00Uhr waren wir schon weg vom schönen Hostal in Nasca. 2 Tage sind wir jetzt runter vom Altiplano und erleben einen Wechsel der Natur, der grasser nicht sein kann. Wüste, wohin man schaut. Nur wenige grüne Streifen, wo etwas angebaut wird, sind zu sehen… überall riesige Hühnerställe im Sand… besser Hühnerfabriken. Wir fragen uns, wo kriegen die das Wasser her?
Extreme Armut zeichnet sich hier ab. Die Menschen bauen ihre Häuser aus Schilfmatten mitten in den Sand… mal zerstreute Ansammlung von Hütten, mal werden sie zu größeren Städten. A Wahnsinn hier zu leben. Auf einer Seite liegt der Pazifik mit den besten Wellen, sagt man, auf der anderen Seite nur Wüste und der Gestank der Hühner… und das zieht sich ewig an der Nordküste Perus dahin. Der Hühnermist wird auf einer weiteren großen Sandfläche gelagert, der Müll von der Stadt wird dort auch teilweise verbrannt (oder vergraben?). Es kümmert niemand, ob es den Menschen gesundheitlich schaden könnte. Mir scheint die Wüste wird missbraucht.
Da ist dann noch Lima... durch diese Stadt quälten wir uns durch. Gestank von den Abgasen, angepisste Gassen, Müll in allen Variationen. Klapprige Autos ziehen 4-5 Meter lange Eisenstäbe (zum Bewähren von Beton) nach... nur nicht zu nahe auffahren, es kann ziemlich schnell ein tiefes Loch im Asphalt auftauchen. Ja, qualmende kleine Taxis, hupende Tuck-Tucks und rußende LKWs… es fällt uns schwer zu atmen. Der Versuch das Visier zu öffnen erweist sich als Fehler… Staubpartikel setzen sich schnell in meinen Augen ab. Es brennt wie Feuer, und die Luft wird dadurch auch nicht besser. Das sieht mit Sicherheit kein 08 15 -Tourist, die werden alle an bestimmten Orten abgesetzt.
Auf den Straßen wir geschweißt,gehämmert und lackiert… nicht weit davon versucht die Marktfrau von ihren Grillspießen etwas zu verkaufen. Am Gemüseverladeplatz raufen sich die Händler um die bessere Ware. Die Kreisverkehre sind saugefährlich… einfach nur mit… nicht zu zaghaft… au ein Schlagloch. Kanaldeckel überfahren sollte man meiden, denn oft sind sie sehr wackelig, manchmal fehlt auch einer. Die Ampel rot - vor uns ein LKW, dessen Radlager schon bessere Zeiten gesehen hat, total überladen und rauchend verdunkelt er mir für Sekunden die Sicht. Gleich noch tanken, wenn sich die Möglichkeit ergibt mit der Plastikkarte zu bezahlen. Noch ins nahe WC… nah, was soll ich sagen die Düfte darin ließen sich mit Sicherheit halbieren, stünde wenigstens ein Papierkübel darin… so entsteht neben der Muschel ein kleiner Berg von gebrauchten Toilettenpapier.
Dies hier ist die Realität.
Ein Spaziergang kurz vor Sonnenuntergang im Ort Chancay, eine Frau spricht uns an... wir sollen hier aufpassen, es wird viel gestohlen.... Es wundert uns nicht, kurz vor Lima in einer Bucht sahen wir eine neu angelegte Stadt aus Ziegelbungalows, moderne Bauart mit großen Fenstern und Blick aufs Meer, Solaranlagen und Zugang zum Meer - abgezäunt und bewacht versteht sich! Auf der anderen Seite (die Grenze bildet die PANAM) dasselbe Bild, nur dass dies keine Bungalows sondern Schilf- und Holzbuden ohne Wasseranschluss, ohne Strom dafür mit Sandböden sind. .. Ich bin froh ein sicheres Hostal gefunden zu haben. Das Essen geht heute mal daneben. Ich möchte zurzeit kein Hühnchen mehr und zum Chinesen geh´ ich nimma, gel Chrissi. Mir kommt vor meine Kleidung hat den extremen Geruch eines Hühnerstalls angenommen.
In Trulljo ein ähnliches Szenario. Zunächst leichter Regen. Nichts Ungewöhnliches für uns, doch die an sonst staubige Straße verwandelt sich in eine Dreckstraße. Die Trucks spritzen uns von oben bis unten voll mit der braunen “ Suppe“. Das Visier verdreckt, die Sicht Sch…! Zum Glück ist dies nach ein paar km vorbei. Dann ein brennend, saurer Gestank in der Luft... die Hölle! Noch nie habe ich so etwas gerochen. Ich weiß nicht, von wo das herkommt, aber die Menschen hier tun nichts dergleichen. Der Gestank vermischt sich allmählich mit verbrannter Luft… abgeerntete Felder werden abgefackelt, und über der PANAM liegt dichter Rauch. Wohlgemerkt hier ist Wüste! Als sei dies normal wird an den kleinen Straßenküchen gefrühstückt, und mir kommt fast der Magen hoch. Wasserprobleme dürfte es hier nicht geben, eine lange Straße voll mit Lavanderos (Waschanlagen für Autos). Wohlgemerkt hier ist Wüste. Der Ort Huanchaco soll unser nächster Stopp sein. Kurz vorher tauchen wieder diese verdammten Hühnerfarmen auf, wie das duftet kann sich jeder vorstellen. Ich habe wirklich schon viel von unserer Welt gesehen, aber das ist wirklich ein arger Schnitt... mit dem Hochland Perus nicht vergleichbar. Ich habe Glück und finde ein Hostal mit Campingmöglichkeit. Vor mir die Wellen und der Wind vom Meer vertreibt die Gerüche… ein traumhafter Sonnenuntergang. Zwei geruchsintensive und erfahrungsreiche Tage an Perus Nordküste liegen hinter mir…
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Sonja (Sonntag, 17 Februar 2013 11:33)
Auf eurer Reise werden alle Sinne beansprucht!