Wie gehst du richtig damit um, wenn du eine Stätte des Grauens besucht? Gehörst du dann zu den „Notgeilen Gaffern der Menschlichkeit“? Ist es gestattet danach auch zu lachen? Wie fühlt es sich an, die Wörter des deutschsprachigen Guides über die Gräueltaten – die menschunvorstellbare Ausmaße annahmen - zu lauschen und selber kein Wort mehr heraus zu bringen? Wie geht es dir, wenn du gegenüber einem Modell von Häusern stehst und gleichzeitig erklärt bekommst, was sich darin abspielte, bevor Menschen sich in eine vermeintliche Dusche stellten, um dann einen 20 minütigen Erstickungskampf entgegen zu treten – mit 800 anderen zur gleichen Zeit? Zu welchen Gedanken ist man während der 3,5 stündigen Begleitung durch Schlafsäle, Gefängniszellen, Krematorien oder Gaskammer fähig? Was fühlt man, wenn man auf dem Platz steht, an dem vor etwas mehr als 70 Jahren Züge mit tausenden Menschen – ab jung, ob alt, ob Frau, ob Mann, ob Kind – mit Zügen einfuhren und über die danach irgendein Doktor entschied: Gaskammer oder Arbeitslager? Wie geht man den Weg, denn zig hunderttausende Menschen gingen, bevor sie sich auszogen um „zu duschen“? Was kannst du noch sagen, wenn du daran denkst, welche Schreie diese Duschen ausgelöst haben? Ist dir kalt oder warm, wenn du im abgeschirmten Hof zwischen Block 10 – in dem Haus fanden medizinisch Versuche statt: unteranderem versuchte Dr. Clauberg Frauen ohne Operation zu sterilisieren – und Block 11 – der Todesblock – stehst und einfach nur weißt, dies ist der Platz an dem viele, viele Menschen eine Kugel in den Kopf bekamen? Juckt es dich, wenn du in einer Baracke stehst auf Lehmboden und dir vorstellst in diesem Raum mit 1000 anderen Personen zu sein – zu 10 auf einer Pritsche 2x2m - und möglicherweise ist dein Nachbar gerade an Erschöpfung gestorben? Kannst du dir dies überhaupt vorstellen so schwach zu sein, dass du in einem Raum mit 1000 Menschen und mit 10 Leuten auf einer Pritsche es einfach nicht mehr schaffst das Verlassen deiner Körperexkrete zu kontrollieren? Und du bist nicht der Einzige, der dies nicht mehr schafft? Und keiner kann dir helfen? Wie ist es dann – besser zu leben oder doch zu sterben? Und wenn du tot bist? Was spürst du, wenn du hörst, das nach dem Sterben, deine, wenn noch vorhandenen, Haare abrasiert werden und als Arbeitsmaterial und Füllstoff weiterverarbeitet, deine Goldzähne gezogen und alle deine Körperöffnungen nach Wertvollem durchsucht werden? Wie blas bist du, wenn du zwischen dem Krematorium 2 und 3 stehst und einfach nur die Zahl 1000 – 1400 hörst – 1000 – 1400 Menschen, die täglich beseitigt wurden – aus Gründen von Religion, Rasse, Herkunft, Gedanken… Täglich wurden 1000 -1400 Personen – Baby, Kinder, Mamas, Papas, Omas und Opas einfach getötet – die Körper nach „verwertbarem Material“ durchsucht und ausgebeutet und dann einfach verbrannt… und das in einem offiziellem und als solches ausgewiesenes und als solches auch auf Brand versichertes „Arbeitslager“. Wie gehst du damit um? Wie geht es dir dabei? Ist dir kalt oder ist dir warm? Was kannst du dazu sagen? Woran denkst du? Kannst du lachen?
Ich kann nur sagen wie es mir ging – ich war 2 mal kurz davor zu kotzen, die Sprache hat es mir verschlagen, die Blässe stand mir ins Gesicht und die Gänsehaut war ständiger Begleiter und lachen konnte ich lange nicht… nein, die Tränen standen mir ins Gesicht und ich habe mir geschworen, dass ich dafür stehe, dass Menschen, die vor einem „Arbeitslager“(und davon gibt es noch genug auf unserer Welt!) oder einer Verfolgung und Unterdrückung auf Grund von Religion, Rasse, Herkunft, Gedanken, Sexualität flüchten, keine Zurückweisung erfahren dürfen… egal woher sie sind! Getreu dem Motto: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist verdammt sie zu wiederholen!“ George Santayana (1863-1952)
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