USA – der Osten und New England
Von Memphis nach New York, aber wie? Greenwich, Cos Cob-Connecticut am 28.09.2013
Das fragten wir uns, als wir einen Blick auf die Karte warfen, denn diese zeigte uns auf viel verbaute Flächen mit großen Städten, durch die wir nur sehr ungern fahren wollten. Der „Blue Ridge Parkway“ war für uns daher die perfekte Lösung. Der Blue Ridge Parkway ist eine eigens für den Freizeitverkehr gebauten Straße (Truck – freie- Zone), und schlängelt sich 469 Meilen (755 km) längs der Blue Ridge Mountains – einem Teil des Appalachen-Gebirgszugs – in den Vereinigten Staaten von Amerika entlang. Sie verbindet den „Great Smoky Mountains National Park“ in North Carolina mit dem „Shenandoah-Nationalpark“ in Virginia.
Doch erst liesen wir Memphis hinter uns und fuhren auf der US 64 nach Osten. Unsere Hinterreifen zeigten nur mehr wenig Profil und daher versuchten wir in Knoxville beim Honda Dealer unser Glück. 4 Tage Lieferzeit für die Reifen wurde veranschlagt, aber wir wollten nicht so lange warten und auf keinen Fall 500USD für 2 Micheline Anakee Reifen bezahlen (ohne Montage). So fuhren wir erst durch den Great Smokie Montain N.P., der zum Weltnaturerbe gehört. Der Wald, der den Park bedeckt, gehört zu den ältesten Wäldern der Erde und ist das größte Urwaldgebiet im Osten der USA. Der Nationalpark liegt auf einer Höhe von 200m bis 2000m und dementsprechend unterschiedlich waren auch die Temperaturen. Bei Traumwetter fuhren wir auf einem 12 Meilen Rundkurs, der eine Sammlung historischer Gebäude aus der Region beherbergte. Diese Einbahnstraße ist jedoch stark besucht und so kamen wir nur im Schritttempo weiter. Nach einer weiteren Nacht im Zelt durchfuhren wir den Park und kamen auf den wunderbaren Blue Ridge Parkway. Die Straße ist als Aussichtsstraße für touristische Zwecke mit vielen Halte- bzw. Aussichtspunkten gedacht und für den gewerblichen Kraftverkehr gesperrt. Auf der gesamten Länge von 755 km gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 45 Meilen pro Stunde (etwa 72 Kilometer pro Stunde). Auf Grund der kurvenreichen und schwungvollen Straßenführung, der Höhenunterschiede (tiefster Punkt 198 m, höchster Punkt 1843 m), der unberührten Natur und landschaftlich reizvollen Aussichten wird dieser Parkway jährlich von vielen Motorradreisenden besucht und so gehört sie auch zu einer der vielen Top Motorradstraßen Amerikas. Die Geschwindigkeitsbeschränkung von 45 Meilen störte uns nicht, denn es ging UP & Down durch Wälder und Wiesen… herrlich zu cruisen, ohne lästige Stopp Schilder. Der Herbst zeichnete sich schon ab und so wurden wir von leichtem Regen und Nebel auf dem Weg nach New York begleitet - leider war dadurch auch die Sicht auf den Gebirgszug eingeschränkt.
Knapp 2000km und neun Tage nach Memphis standen wir vor den Türen von Hawaa, Hannah, Halla und Bob in Greenwich (Connecticut – 50km nordöstlich von New York). Bei diesen wunderbaren Gastgebern konnten wir uns wie zu Hause fühlen. Ungezwungen und relaxt verbrachten wir hier eine Woche in ihrem schmucken kleinen Häuschen. 2 Tage verbrachten wir in New York City – Manhatten (New York City Spezial): Broadway, Times Square, 9/11 Memorial, Brocklyn Bridge, Chinatown, Little Italy, High line Park, Rockefeller Center, Empire State Building. Das Lichtermeer von NY vom 67 Stockwerk des Rockerfeller Centers „Top of the Rock“ war fantastisch, ebenso der Blick auf die Freiheitsstatue und die Skyline New York´s von einer Fähre am Hudson River. Während die Straße jede Nacht vom Müll befreit wird, putzen Fensterputzer hoch über unsere Köpfe an den Außenwänden, die spiegelglatten Fenster der Hochhäuser. Echte Helden sind auch die Bauarbeiter die sich Stockwerk für Stockwerk in die Höhe arbeiten. An einem Park am Hudson River machten einige von ihnen und wir unsere Mittagspause. Manhatten – einfach genial und auf alle Fälle noch ein weiteren Besuch wert! Zurück in Greenwich konnten wir auch die neuen Hinterreifen, welche wir zuvor übers Internet bestellt hatten in Empfang nehmen. Das Wechseln der Räder wollte hier keine Werkstatt vor Ort übernehmen so mußte Liehrly selbst beide Reifen aufziehen…. auch gut, wobei Liehrly wehmütig zurück an Südamerika dachte, wo an jeder Straßenecke ein Reifenflicker zu finden war, die - ohne zu zögern - uns ihre Dienste anboten… Bei 58 250 Km folgte auch gleich unser (hoffentlich) letzter Ölwechsel dieser Reise.
Herbstausfahrt von New York City zu den Niagara Fällen Niagara Falls,NY-USA am 09.10.2013
Jeder Motorradfahrer macht sie - im stillen und für sich alleine oder gemeinsam in gemütlichem Beisammen mit anderen. Für den einen ist es eine Tagesausfahrt – für den anderen eine mehrtägige Tour – oft eine liebgewonnene Strecke der letzten Saison – keine Experimente, man will ja doch die Saison ausklingen lassen. Man will ein letztes Mal – auch wenn die „Long John“ (umgangssprachlich für „lange Unterhose“) sich schon längst über die sanfte und weiche Haut legt - noch das Motorrad starten und eine Runde drehen, bevor der Nebel übers Land und die Motorräder für den Winter in die Garage oder Werkstatt ziehen.
Nach einem netten Grillabend mit Freunden von Hawaa, Bob und ihren 2 Mädels - zur Erklärung: Hawaa ist eine gute (wenn nicht die beste) Freundin von unserer Schwägerin Monique. Hawaa besuchte auch schon öfter Riegersburg (u.a. letztes Jahr das Dorffest und war immer mit einem Krügerl Bier in der Hand anzutreffen) - ja und nach diesem Grillabend ging es für uns an einem wunderschönen Morgen weiter. Danke nochmals Hawaa, Bob, Halla und Hanna für ALLES!
Die Zeichen für einen farbenprächtigen Indian Summer standen also gut und so ging es durch Conecticut und Massachusetts rauf nach New Hampshire, Maine und Vermond.
Auf dem Parkway 15 verließen wir Greenwich in Richtung Massachusetts und verankern unser Zelt auf einem schön gelegenen Campground, nähe Palmer, auf einer Anhöhe. Die Gegend war voller Apfelbäume und bei den Farmen konnte man selber pflücken. Weiter nördlich in New Hampshire passierten wir die Städte Bare und Keenn und fuhren auf der US 25 östlich nach Meredith… vorbei an zahlreichen kleineren Seen in denen sich die Farbenpracht wiederspiegelte. Das ist er nun der INDIAN SUMMER…
Der Indian Summer ist mit unserem Altweiber Sommer zu vergleichen. Das Schauspiel wird meist begleitet von einem strahlend blauen Himmel, warmer Witterung und einer besonders bunten Blattverfärbung in den Laub- und Mischwäldern. In dieser Zeit herrscht auch ein trockeneres Klima und unser Fahrspaß war riesig. Wir cruisten auf kleinen, wenig befahrenen Straßen dahin. Von Convay (New Hampshire) starteten wir Ausfahrten in den „White Mountain National Forrest“ und erlebten intensivste Blattverfärbungen. Im Örtchen Jackson wurden uns lustige Gestalten mit Kürbissköpfe präsentiert. Vorbei ging es am Mt. Washington, der mit 1917 m die höchste Erhebung im Nordosten der USA ist. Wir folgten dem einsamen Sträßchen 113 nach Süden an einem Flüsschens und der Grenze zwischen Maine und New Hampshire… ein Genuss... Kleinere Farmen und alte, brüchige Holzhäuser standen im Kontrast zu den abfallenden Blättern. Als wir Convay verließen, war uns bewusst, dass dies wohl die letzten Nächte in unserem Zelt gewesen waren, denn der Wetterbericht versprach nichts Gutes. Nach der Fahrt durch Vermont und entlang kleiner Straßen fuhren wir wieder über dem Hudson River und kamen gerade noch rechtzeitig an einem Campground in Johnstown, Bundesstaat New York, an, bevor die Wolken schwere Tropfen auf die Erde niederließen. Wir verbrachten 2 Nächte in einer schmucken kleinen warmen Hütte - sieht man von den paar kleinen lästigen Käfern ab, war es doch sehr gemütlich darin.
Als wir bei der weiteren Etappe einen Kaffeestopp einlegten, teilten einige Leute uns mit, dass eine Tornado-Warnung übers Radio verlautbart wurde. Im ersten Moment rutschten unsere Herzen fast in die Hosen. Auf die Frage, was wir tun sollten, erhielten wir die Anweisung das Wetter zu beobachten… und dann? Also beobachteten wir immer wieder während der Weiterfahrt das Wetter! Nun da wir mit Sicherheit keine Carl M. Belcredis (ehem. ORF Fernsehwetter-Gott) sind – also so gut wie keine Kenntnisse über diverse Wetterentwicklungen besaßen und auch keine in naher Zukunft besitzen werden – konnten wir das Wetter beobachten so viel wir wollten- es half uns ja auch nichts gegen die stark einsetzenden Windböen (wobei hinzugefügt werden muss, dass der Wind in Patagonien um vieles schwieriger zu handhaben war, als diese Windböen). Starker Regen setzte ein, den wir dann auch noch bei Ankunft am Motel in Geneva (Campen mit nassen Sachen kannst du vergessen!) hinter uns ließen. Beim Öffnen der Zimmertüre blinzelte auch wieder die Sonne zwischen der Wolkendecke hindurch…kein Tornado dafür die 60 000 km Marke unserer Reise überschritten – was kurz einen Tornado unserer Gefühle aufkommen lies!
Von Geneva machten wir ein paar Umwege und so umrundeten wir einen der „Five Finger Lakes“ bei blauem Himmel und Sonnenschein, aber frischem und kühlem Fahrtwind (akuter Wintereinbruch in South Dakota – u.a. in Sturgis). Tolle Gegend, Weinanbaugebiete, die mit unserer Steirischen zwar nicht ganz mithalten konnten, aber trotzdem eine wunderbar Kulisse zum Motorradfahren abgaben, wurden von uns durchquert. Up & Down ging es so zusagen bis zu dem sehr imposant wirkenden Niagara Falls. Der letzte Halt in den USA für uns und so verabschieden wir uns recht herzlich von den Vereinigten Staaten von Amerika! Es war uns eine Ehre und ein Vergnügen!